«Ausserdem wurden das analytische Denken und der sprachliche Ausdruck in allen Fächern gut geschult, was eine wichtige Grundlage für jedes Studium darstellt.»

Nicolas Jacquemart studierte nach einem Zwischenjahr von 2006 bis 2012 Rechtswissenschaft an der HSG. Nach seiner Substitutentätigkeit in einer Kanzlei und am Gericht legte er im Jahr 2013 die Anwaltsprüfung ab und arbeitete danach für eine grosse Wirtschaftskanzlei in Zürich. Nach seiner Dissertation im Bereich Blockchain, die er 2020 veröffentlich hat, arbeitet er aktuell im Fintech-Bereich bei der FINMA (schweizerische Finanzmarktaufsicht).

Nicolas Jacquemart ist verheiratet und hat einen Sohn.

 

Was ist Deine erste Erinnerung ans Rychenberg?

Der erste Tag war sehr erinnerungswürdig! Meine Untergymizeit begann nicht im Sommer, sondern kurz vor Weihnachten, da wir als Familie zuvor noch in Italien gelebt hatten. So kam ich von angenehmen 14 Grad in Rom ins eiskalte Winterthur, musste im Schneesturm zur Schule stapfen und verstand in der Mathelektion überhaupt nichts, weil ich das Thema Mengenlehre noch nicht gehabt hatte. Das schockte mich so, dass der Rest des Tages wie im Nebel an mir vorüberzog. Ich war total überwältigt, sodass ich danach erstmal eine Woche mit Fieber krank im Bett lag.

Gefiel es Dir dennoch irgendwann an Deiner neuen Schule?

Die ersten eineinhalb Jahre waren anstrengend, gingen aber schnell vorbei. Ich musste viel Latein nachholen und hatte allein meine Probezeit im Frühlingssemester. Zum Glück bekam ich Unterstützung von den Lehrpersonen. Richtig angekommen fühlte ich mich dann in der 3. Klasse, in meinem Jahrgang gab es zum ersten Mal eine bilinguale Klasse, in die ich aufgenommen wurde.

Was schätzt Du besonders am Rychenberg?

Die vielen Mitschüler und Lehrpersonen, alle so unterschiedlich interessiert und begabt, und trotzdem sitzt man gemeinsam in einem Raum, diskutiert und bekommt zu allen Themen ganz verschiedene Perspektiven aufgezeigt. In meiner Klasse fühlte ich mich richtig heimisch. Wir waren alle etwas nerdig unterwegs und passten deswegen gut zusammen, auch wenn wir recht unterschiedliche Interessen hatten.

Wie hast Du Deine Freistunden verbracht?

Wir sassen praktisch in jeder Freilektion vor der damaligen Bibliothek und haben gejasst, mit Magickarten getauscht und gespielt und über Gott und die Welt philosophiert. Der ganze Campus hat mir gut gefallen, so weitläufig und grosszügig, man fühlte sich schon so erwachsen, wenn man in der Mittagspause in die Mensa ging.

Was hast Du gelernt am Rychenberg?

Dass ich mit Herausforderungen umgehen kann. Die Anforderungen waren auf jeden Fall hoch, aber man war auch stolz, wenn man sie bewältigen konnte. Prioritäten zu setzen, war ebenfalls wichtig, es gab viel Stoff, den man nicht immer perfekt lernen konnte oder wollte (lacht). Ausserdem wurden das analytische Denken und der sprachliche Ausdruck in allen Fächern gut geschult, was eine wichtige Grundlage für jedes Studium darstellt.

War das Rychenberg die richtige Schule für Dich?

Auf jeden Fall! Ich mochte die Kontinuität eines Langgymnasiums und die Biliklasse war genau mein Ding. Grundsätzlich war ich sehr sprachinteressiert, auch Geschichte und Deutsch haben mir gut gefallen. In Physik war ich zwar nicht so gut, fand es aber trotzdem spannend.

Wusstest Du schon zur Gymizeit, dass Du mit Jus ein Studium mit sprachlichem Schwerpunkt studieren würdest?

Nein, ich war sehr vielseitig interessiert. Ich las zwar schon immer viel und gerne, baute aber ebenso leidenschaftlich eigene PCs zusammen und gamte auch begeistert. Im Zwischenjahr machte ich ein sechsmonatiges Praktikum bei der ABB und schnupperte in den Beruf des Bauingenieurs. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber mit einem Jusstudium kann man in vielen verschiedenen Bereichen arbeiten. Ich hätte mich aber für jede Studienrichtung gut vorbereitet gefühlt, man lernt schon Einiges am Rychenberg, auch wenn ich ab und zu kleine Durchhänger hatte und beispielsweise in Griechisch zwischenzeitlich etwas faul war…Schlussendlich studierte ich dann Jus in St. Gallen, da mir die wirtschaftliche und internationale Ausrichtung und die kleineren Lerngruppen im Vergleich zu Zürich vorteilhaft erschienen.

Welche Voraussetzungen sollte man für ein Jusstudium mitbringen?

Die Freude am Umgang mit Sprache ist essenziell. Man muss es lieben, zu lesen, zu analysieren und zu schreiben. Schlussendlich versucht man in der Juristerei immer, die Faktenlage zu erfassen, diese mit den Gesetzen abzugleichen und zu einem Fazit zu kommen.

Es hat Dich nach einigen Jahren in einer grossen Wirtschaftskanzlei und einer Dissertation im Bereich Blockchain jetzt an den Fintech-Desk der FINMA verschlagen. Was macht die Arbeit dort so spannend?

Unsere Hauptaufgabe ist es, neue Geschäftsmodelle finanzmarktrechtlich zu beurteilen und zu neuen Entwicklungen im Finanzmarkt Policies zu entwickeln. Das ist unglaublich abwechslungsreich, weil wir fast alle Rechtsbereiche abdecken. Man hat laufend mit neuen Technologien, Ideen und Ansätzen zu tun. Ausserdem ist das Team super und die Arbeit sehr international ausgerichtet, wobei mir meine Sprachkenntnisse natürlich sehr zugutekommen.