«Sprachkenntnisse sind sehr wichtig, da im Großraum Zürich viele Tierbesitzer wohnen, die aus dem Ausland stammen.»

Désirée Scarabelli-Müllhaupt, Matur 2008, hat an der Vetsuisse Fakultät in Zürich von 2009–2014 Tiermedizin studiert und 2018 mit einer Doktorarbeit im Bereich Bildgebende Diagnostik promoviert. In ihrer Dissertation hat sie mit Hilfe des Computer-Tomographen (CT) Lungen von Kaninchen untersucht und konnte so das Standard-Lungenvolumen bestimmen. Dank dieser CT-Bilder können Abweichungen vom Standard erkannt, diagnostiziert und frühzeitig behandelt werden.

Désirée Scarabelli-Müllhaupt ist verheiratet und Mutter des zweijährigen Leano.

 

Tierärztin ist ein Wunschberuf vieler junger Mädchen. Wolltest auch Du, Désirée, schon als Schülerin Tierärztin werden?

Ja, in den Freundschaftsalben habe ich schon geschrieben, dass ich Tierärztin werden wollte.  Schon als siebenjähriges Mädchen war das mein Traumberuf.

Natürlich habe ich später auch an andere Berufe gedacht und nach der Matur bei einer Versicherung gearbeitet, weil ich mich für Wirtschaft interessierte. Und eigentlich war es meine Klassenkollegin, Lea, die in mir den Kindheitswunsch wieder geweckt hatte. Sie hatte sich beim Studien-Informationstag für Veterinär-Medizin angemeldet und danach ganz begeistert davon erzählt, was sie alles sehen konnte. Mein Ausflug in die Wirtschaft war aber eine wertvolle Erfahrung, wichtig um mich zu sammeln und zu sehen, was ich wirklich wollte. Und so habe ich 2009 doch ein Veterinärstudium begonnen.

Hast Du dich spezialisiert auf bestimmte Tiere oder muss man als Tierärztin Allrounderin sein?

Im Grundstudium lernt man alle Richtungen kennen, also Nutztiere, Kleintiere, Pferde, so dass man als Allgemeinarzt abschließt. Im Master dann konnte ich mich auf Kleintiere spezialisieren. Hunde, Katzen, also Haustiere. In der Praxis habe ich aber auch schon Vogelspinnen und Schlangen behandelt oder behandeln müssen. Das fällt mir nicht immer so leicht, aber wir haben ein gutes Team, das dann auch dabei hilft, beispielsweise eine Schlage sicher und fest am Kopf zu halten.

Der Unterschied zwischen diesen Bereichen ist: Kleintiere kann ich in der Praxis behandeln. Wer sich auf Nutztiere oder Pferde spezialisiert, arbeitet viel draußen, auch bei Schnee und Regen, oder im Stall beim Bauern auf dem Hof.

Vor welchen Tieren im Zoo bleibst Du am längsten stehen?

Bei allen Tier-Babys! Wie in der Praxis, ich freue mich immer sehr, wenn ich Katzenbabys, kleine Hunde sehe …

Dein Sohn wächst ja sicher mit Tieren auf, hat er schon ein Lieblingstier?

Er mag am liebsten Esel, woher das kommt, ist unbekannt. Seit er zu sprechen begonnen hat, ruft er gern und viel „i-aa“.

… habt Ihr auch ein Haustier?

Ein Büsi, Ayumi … Unsere Praxis arbeitet mit einem Tierheim zusammen. Bei mir privat habe ich Tiere aufgenommen, die sonst kein Zuhause finden können. Eine Katze mit Diabetes braucht jemanden, der ihr zweimal täglich eine Spritze setzt. Das traut sich natürlich nicht jeder Katzenliebhaber zu, aber wenn ich so ein Tier aufnehme, kann ich ihm ein oder zwei Jahre schenken.

Welche Eigenschaften braucht eine MaturandIn, um erfolgreich Tierärztin zu werden?

Als Tierärztin muss man extrem offen und kontaktfreudig sein. Wie ich immer wieder sage: In diesem Beruf ist man oft mehr Psychiater als Tierarzt. Man muss Menschen mögen und mit ihnen sprechen können. Es gibt ja auch schwere Diagnosen, die man den Besitzern mitteilen muss …

Was man auch können muss: Blut sehen und mit dem Tod umgehen. Gerade in den ersten Semestern seziert man oft Tier-Kadaver, um beispielsweise den Muskelaufbau zu studieren. Und man muss auch bei wüsten Operationen hinschauen.

Wo hast Du studiert?

In Zürich. In der Schweiz gibt’s zwei Standorte für Veterinär-Medizin: Bern und Zürich. Auswählen kann man nicht, man wird nach dem Wohnort zugewiesen.

Welche Fächer am Gymnasium haben Dich auf das Studium vorbereitet?

Das waren vor allem die Naturwissenschaften: Biologie, Physik, Chemie. Das sind die Grundlagen für das Studium. … und bis zu einem gewissen Punkt auch Mathematik.

Wie wichtig sind Sprachkenntnisse für Deine Arbeit als Tierärztin?

Im Gespräch mit Kunden brauche oft Italienisch und Englisch. Sprachkenntnisse sind sehr wichtig, da im Großraum Zürich viele Tierbesitzer wohnen, die aus dem Ausland stammen. Englisch spreche ich oft im Kontakt mit Kunden, es ist aber auch wichtig für die ganze Fachliteratur, die man im Studium – und auch danach – liest.

Wenn Du an Deine Zeit am Gymnasium zurückdenkst, welche Bilder haben Deine Erinnerungen ans Rychenberg geprägt?

überlegt kurz Das sind die Momente in der Mensa, die Gespräche, die wir unter uns geführt haben. Und an die Gruppenarbeiten, die wir in der Müsliburg gemacht haben. – Gibt’s die Müsliburg eigentlich noch?

Eindrücklich war auch der Umbau … Du meinst, als der alte Velokeller abgerissen wurde, um Platz für die Mediothek zu schaffen? Ja, auch den Umbau der Turnanlage und den Biblioturm … das Schulareal als große Baustelle.

Hast Du noch Kontakt mit Freundinnen aus der Schulzeit?

Unsere Clique – Lea, Selina, Andrea, Eva, Carole, Yessi und ich – wir treffen uns regelmäßig. Etwa alle zwei Monate. Jetzt, wegen Corona, meist im privaten Rahmen zuhause. Oft tauschen wir uns auch über WhatsApp aus. Die meisten haben Haustiere, da bin ich natürlich auch erste Ansprechstelle für allerlei Fragen.

Und Lea, hat sie sich nach dem Besuchstag an der Uni auch für Veterinärmedizin entschieden?

Nein, Lea hat an der ZHAW Physiotherapie studiert (Bachelor und Master).

Und was ist aus den anderen geworden?

Andrea ist Zahnärztin geworden, Selina Rechtsanwältin. Carole arbeitet als Biologin und schreibt gerade ihren PhD an der Uni. Eva hat Geographie studiert, sie arbeitet im sozialen Bereich der Stadt Winterthur. Und Yessi ist Lehrerin geworden.

Da jede von uns einen eigenen Weg eingeschlagen hat, haben wir natürlich viel zu bereden und zu erzählen, aber oft erinnern wir uns auch an unsere ehemaligen alten Lehrer.