«Wichtig sind ein Flair für Zahlen, eine analytische und strukturierte Vorgehensweise»
Heute arbeitet Stefan Hächler als Fachspezialist im Bereich Group Accounting (Konzernrechnungswesen) eines börsenkotierten Versicherungskonzerns mit Sitz in Zürich. Er trägt zu den Halbjahres- und Jahresabschlüssen bei, in welchen die Firma ihre Finanzzahlen nach den international anerkannten Grundsätzen IFRS (International Financial Reporting Standards) nach aussen publiziert.
In der Versicherungsbranche tätig ist der ehemalige Rychenbergler seit 2011, zuvor hatte er drei Jahre lang in der externen Revision gearbeitet. Das war – wie Stefan Hächler meint – „ein Berufseinstieg mit einer steilen Lernkurve und einer regen Reisetätigkeit.“
2003 hat Stefan Hächler die Matur mit Englisch-Latein abgelegt; in derselben Klasse war auch Sabine Bezel Martin. Studiert hat er Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt in Accounting an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich
Stefan Hächler ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie sind 6 und 4 Jahre alt. Seine Frau arbeitet im Gesundheitswesen.
Was gefällt Dir an Deiner Arbeit als Group Accountant?
Ich habe mit Zahlen, Prozessen, Systemen und Menschen zu tun. Die Zahnräder greifen ineinander, um einen Abschluss in der gewünschten Qualität und im zur Verfügung stehenden Zeitfenster erstellen zu können. Einen Teil der Arbeit kann man planen und vorbereiten, einen anderen Teil muss man unter Zeitdruck und teils mit gewissen Abstrichen bewerkstelligen.
Der Mix ist abwechslungsreich und gefällt mir generell gut, weil er Interaktion im Team und mit verschiedenen Ansprechpartnern bietet. Hitzige Diskussionen können ebenso vorkommen wie Verzögerungen, Unterbrüche in der Technik oder Ausfälle von Personen.
Der Abschlusskalender bedingt leider, dass im Februar fast nie Skiferien möglich sind. Das ist ein Wermutstropfen für mich.
Welche persönlichen Interessen muss man mitbringen, um erfolgreich in Deiner Branche zu sein?
Wichtig sind ein Flair für Zahlen, eine analytische und strukturierte Vorgehensweise sowie eine gewisse Beharrlichkeit. Diese ist allerdings nicht mit Sturheit gleichzusetzen. Vielmehr braucht es die Intuition, in gewissen Momenten ein oder anderthalb Augen zuzudrücken.
Welche Schulfächer haben Dich auf das Studium vorbereitet?
Ich meine, es ist die Fächervielfalt. Da wäre die Mathematik für die Grundlagen in meinem Beruf und dafür, dass das Studium Statistik umfasst. Latein hat aus meiner Sicht das strukturierte, logische Denken gefördert. Der Deutschunterricht hat die Basis gelegt, sich sprachlich auszudrücken. In der Geschichte ging es um die Argumente und Beweggründe der involvierten Parteien.
Arbeitest Du bereits mit KI ?
Der Arbeitgeber hat einen Online-Lernpfad zum Thema „AI & Prompt Engineering“ zur Verfügung gestellt.
Wirklich mit KI arbeite ich derzeit nicht, führe jedoch von Zeit und Zeit Prompts zur Probe und Plausibilisierung aus. Stellenweise sind die Resultate beachtlich fundiert, zwischendurch leider auch schlicht und einfach falsch.
Ich halte mich zurück, die Prompts mit konkreten Details oder Fährten zur Rückverfolgung zu spezifizieren, da unsere Arbeit bis zur Publikation der Finanzdaten mit grösster Vertraulichkeit und strafrechtlichen Konsequenzen von Insiderhandel verbunden ist.
Im konzeptionellen und theoretischen Bereich wird KI meines Erachtens immer mehr zu einem Sparringpartner. Neben den Teamkollegen und Kolleginnen besteht eine weitere Möglichkeit zum Einholen einer Meinung.
Welche Sprachen brauchst Du in diesem Beruf?
Im Wirtschaftsstudium und auf dem Finanzplatz Zürich ist Englisch ein «Must-have». Im Accounting sind viele Fachbegriffe in ihrer Übersetzung so schwerfällig, so dass auch in einer deutschen Unterhaltung der englische Ausdruck verwendet wird.
Französisch unterstützt, um gewisse Basiskonversationen zu führen oder in einer E-Mail-Kette Aussagen nachvollziehen zu können.
Wenn Du an Deine Zeit am Gymnasium zurückdenkst, was prägen Deine Erinnerungen an das Rychenberg?
Die Lehrperson für Deutsch hat die Brücke zum Journalismus geschlagen und uns gelehrt, den Satzbau zu variieren und nicht jeden Satz mit «es hat» und «es gibt» zu beginnen. Das trägt jahrzehntelange Früchte. So erhalte ich im Beruf Komplimente für meine E-Mails. Sie seien prägnant und nachvollziehbar formuliert. Übrigens: Meine Maturarbeit habe ich über Sport-Journalismus geschrieben, über den Skifahrer Silvano Beltrametti und seinen Unfall im Dezember 2001.
Weiter erinnere ich mich an die Geschichtsprüfungen, welche die erwähnten Beweggründe aus zahlreichen Perspektiven beleuchtet haben. Das war ein Trainingslager für Transferwissen.
Hast Du noch Kontakte zu Deinen Mitschülerinnen und Mitschülern?
Regelmässigen Kontakt pflege ich zu zwei Mitschülern und natürlich zu Sabine. Auch wenn wir nicht das gleiche Studium absolviert haben, sind wir uns regelmässig auf der S12 begegnet und zusammen in der Uni-Mensa essen gegangen. Sie war meine erste Wahl für das Lektorat meiner Masterarbeit.
Beide fahren wir gerne Ski und haben im Abstand von 14 Jahren zweimal zusammen ein Weltcuprennen am Lauberhorn besucht.
… weißt Du noch, wer gewonnen hat?
Ja klar. 2011 gewann der Österreicher Klaus Kröll die Abfahrt vor den beiden Schweizern Didier Cuche und Carlo Janka. Im Super-G 2025 durften wir den Schweizer Sieg durch Franjo von Allmen bejubeln. Er siegte vor dem Österreicher Vincent Kriechmayr. Mit Stefan Rogentin auf dem dritten Platz standen erneut zwei Schweizer auf dem Podest.
Welchen Rat kannst Du unseren Schülern mitgeben?
Konsequent bereit sein dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Das Leben steht nicht still. Ich empfehle jedem und jeder, sich aktiv einzubringen.
Gleichzeitig gehören Freiräume geschaffen zur Erholung und zum Tapetenwechsel.