«Ich zehre noch heute vom guten Latein- und Italienischunterricht am Rychenberg. Das hat mir alle Türen zu den verschiedenen romanischen Sprachen geöffnet.»

Viele Winterthurer haben bei Florian Läuchli am Konservatorium Klavier spielen gelernt, unsere Schüler kennen ihn auch als Pianisten des Oberstufenchors; und er tritt auch als freischaffender Pianist auf.

Studiert hat Florian in Winterthur und Stuttgart, wo er 1998 das Konzertreifediplom erworben hat. Er ist verheiratet mit Mija Läuchli, Violinistin im Musikkollegium Winterthur, und der Vater von Yerin Mira, die 2016 an unserer Schule die Matur gemacht hat und nun ebenfalls Musik studiert.

Nur wenigen ist dagegen bekannt, wie eng Florian seit seinen ersten Lebensjahren bis heute mit dem Rychenberg verbunden ist.

 

Wenn Du an Deine Zeit am Rychenberg zurückdenkst, was verbindet Dich am meisten mit unserer Schule?

Ich habe meine ersten sechs Lebensjahre auf dem Schulhausareal verbracht: In einem Haus, das später dem Ergänzungsbau weichen musste. So sind meine allerersten Lebenserinnerungen überhaupt mit dem Rychenberg verknüpft – allerdings nur mit dem Aussenbereich der Gebäude. Da habe ich dafür jedes Schlupfloch gekannt.

Fast nahtlos an die Matur wurde ich dann bereits wieder an die Schule geholt: Als Pianist für den Oberstufenchor. Diese Aufgabe habe ich immer noch inne. Wenn ich also ans Rychenberg denke, kommen Bilder fast meines ganzen Lebens hoch.

Ist eine weitgefächerte Ausbildung, wie sie die Rychenberger Maturität bietet, wichtig für einen Musiker?

Ich finde eine weitgefächerte Ausbildung wichtig für die Menschen im Allgemeinen. Ich persönlich hätte mir allerdings schon einen etwas gestraffteren Stundenplan gewünscht, um mehr Zeit fürs Klavierüben zu haben.

Gab es für Dich eine Alternative zur Musik? Hättest Du Dir nach der Matur auch ein Uni-Studium vorstellen können?

Mit fünfzehn Jahren wusste ich, dass ich Musiker werden wollte. Später hätte mich auch ein Architekturstudium an der ETH interessiert. Als ich realisierte, dass bei dieser Wahl mein Klavierspiel arg hätte leiden müssen, war die Idee rasch vom Tisch.

Was war schließlich ausschlaggebend dafür, dass Du Klavier studieren wolltest?

Ich habe schon früh gespürt, dass ich mich mit der Musik am authentischsten ausdrücken konnte. Der Weg des Weiterkommens auf dem Instrument hat mich interessiert, und ich gehe ihn immer noch.

Deine Tochter – Yerin Mira – ist auch Musikerin. Wie prägend ist – oder war – das Elternhaus für Dich?

Meine Eltern haben zwar nicht beruflich musiziert, das familiäre Umfeld war aber trotzdem entscheidend für mich: Als viertes von fünf Kindern bin ich schon ganz früh musikalisch sozialisiert worden. Alle spielten ein Instrument, und Bach, Mozart und Jazz liefen oft auf dem Plattenspieler.

Was verbindet Dich und Yerin Mira – Vater und Tochter – in der Musik?

Ich denke, wir haben eine sehr ähnliche Leidenschaft für die Musik. Durchaus spartenübergreifend. Mich freut es zum Beispiel, dass Yerin Mira auch ein Flair für brasilianische Musik entwickelt hat.

Musikalisch zwar nicht relevant, aber doch speziell ist, dass wir beide im selben Spital geboren wurden, denselben Kindergarten, dieselbe Primarschule, dasselbe Gymnasium und dieselbe Musikhochschule besucht haben – die Berufsabteilung des ehemaligen Konservatoriums Winterthur löste sich schliesslich in der ZHdK auf.

… und worin unterscheidet Ihr Euch? Welches sind Eure eigenen musikalischen Interessen?

Hier fällt es mir effektiv schwer, etwas zu finden!

Welche Herausforderung stellt das Klavier noch immer an Dich, Florian, nach so vielen Berufsjahren?

Es ist ja wie in allen anspruchsvollen Disziplinen: Je weiter man kommt, je weiter man sieht, umso mehr realisiert man auch, was man noch nicht kann. Zudem gibt es erstklassige Klavierliteratur in einem schwindelerregenden Ausmass, die man in einem Leben nicht annähernd spielen kann. Es bleibt also noch etwas zu tun für die Pensionierung!

Viele Musiker sind auch Sprach-Virtuosen. Welche Sprachen brauchst Du in Deinem beruflichen Umfeld?

Ich persönlich brauche fast ausschliesslich Deutsch, Fremdsprachen sind für mich aber ein Hobby, das mich unglaublich bereichert. Das Erlernen von Sprachen erweitert den Horizont enorm. Ich zehre noch heute vom guten Latein- und Italienischunterricht am Rychenberg. Das hat mir alle Türen zu den verschiedenen romanischen Sprachen geöffnet.

Hast Du noch Kontakte zu Deinen Mitschülerinnen und Mitschülern?

Zu meinen Klassenkolleginnen und Klassenkollegen nicht, zu einzelnen des Jahrgangs aber schon.

Was wünschst Du den Rychenberger Schülerinnen und Schüler für ihre Zukunft?

Mutige Entscheidungen und Biss bei der Umsetzung.